In "Muster" präsentiert Armin Nassehi eine provokative und tiefgreifende Analyse der digitalen Gesellschaft. Ein zentrales Kennzeichen dieser Gesellschaft sind die ihr zugrundeliegenden Muster, die Nassehi als strukturelle und regelmäßige Merkmale der modernen Welt begreift. In seiner Theorie argumentiert er, dass sich die Digitalisierung nur vor dem Hintergrund bestehender gesellschaftlicher Strukturen und Regelmäßigkeiten entfalten konnte. Dies ist die zentrale These des Werkes, die einen neuen, umfassenderen Blick auf die digitale Transformation der Gesellschaft ermöglicht.

Nassehi macht einen faszinierenden Ansatz, indem er behauptet, dass die moderne Gesellschaft auch ohne digitale Technologien bereits eine digitale Gesellschaft war. Er fragt, welche gesellschaftliche Funktion die Digitalisierung überhaupt erfüllt und welches Problem sie adressiert. Die Antwort liegt für ihn in der Komplexität der modernen Gesellschaft – einer Komplexität, die tiefere Einblicke in die Regelmäßigkeiten und Verknüpfungsformen erfordert.

Hier positioniert Nassehi die Digitalisierung als potenzielle Lösung. Durch digitale Technologien können Wahrscheinlichkeitsbeziehungen in Datensätzen freigelegt und analysiert werden, was die immense Komplexität der Gesellschaft nachvollziehbarer macht. Die Verbindung von Digitalisierung mit klassischer soziologischer Methodik hebt das Buch auf eine neue intellektuelle Ebene und zeigt, dass die empirische Sozialforschung schon immer darauf abzielte, Muster und systematische Verbindungen in Gesellschaften zu identifizieren.

"Muster" ist somit nicht nur ein Buch über digitale Technologien, sondern ein umfassendes Werk über die Gesellschaft an sich. Durch seine fundierte Argumentation und sein tiefes Verständnis soziologischer Grundlagen bietet Nassehi wertvolle Einsichten sowohl für Soziologen als auch für eine breitere Lesergruppe, die sich für die Auswirkungen der technologischen Entwicklung interessiert. Das Buch ist eine empfehlenswerte Lektüre für jeden, der die digitale Gesellschaft nicht nur als technologische Entwicklung, sondern als tiefgreifendes gesellschaftliches Phänomen verstehen möchte.