Die Konferenz, Europa eine Seele geben, fand Mitten im Herzen von Berlin, am Pariser Platz direkt am Brandenburger Tor statt. Wolfgang Ischinger wies in seiner Eröffnungsrede auf den symbolischen Ort der Einigung und Teilung sowie des Konflikts und der Versöhnung hin.
Die aktuelle Lage in der Ukraine und in der Krim beeinflusste auch die Konferenz. Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, sieht in diesem Konflikt eine der drängensten Bedrohungen für die Stabilität und Sicherheit Europas und kontextualisiert den Konflikt als die größte Herausforderung für die internationale Ordnung seit dem 11. September 2001. 2014 dürfe nicht so enden wie 1914. Frieden und Stabilität ist angesichts dieser derzeitigen Konflikte nicht selbstverständlich und die Wunden zweier Weltkriege sind noch nicht verheilt, so Ischinger. Seiner Meinung nach ist die Europäische Union die innovativste Schöpfung der letzten 100 Jahre auf politischer Ebene. Unsere kulturelle Lebensform sei der größte Aktivposten der Europäischen Union ausgedrückt durch den Slogan Einheit in Vielfalt, welche die Europäische Union ausmacht.
Dort liegt seiner Meinung die Seele Europas.
Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso,
Die Ukrainer haben durch die Demonstrationen und das schwingen der europäischen Fahne seiner Meinung nach gezeigt, dass sie kulturell, emotional und politische Europäer sind. Sie wollen Teil der europäischen Familie werden. Nicht heute, aber in der Zukunft.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz forderte die Politik zu einem Umdenken auf, wenn man glaubwürdige europäische Politik machen will:
„Wir können nicht Banken für systemrelevant erklären und dann anschließend 50% der jungen Leute in Arbeitslosigkeit lassen und behaupten wird sind begeisterte Pro-Europäer.“
Jean-Claude Juncker versteht den Euro als eine Art eine Friedenspolitik mit anderen Mittel.
Gleichzeitig verwies er auf eine existenzielle Not, die Europa hat. Die Europäer wissen zu wenig voneinander: „Was wissen die Nordfinnen über die Südbayern?“ Europa sei kulturelle und landschaftlich so vielseitig. „Wer mit dem Auto durch Euro fährt, fällt auf, dass sich alle 150 km die Landschaft und Menschen sich ändern.“ In der Podiumsdiskussion sagte Wim Wenders darauf hin, dass wir Künstler diesem Defizit Abhilfe schaffen können. Doch konkrete kulturelle und künstlerische Projekte haben sich in dieser Konferenz nicht ergeben.
Über die Jahre haben sich die Begrifflichkeiten und die Appelle der Konferenz und die beschworene Notwendigkeit eine Seele für Europa zu finden nicht verändert. Kleine Unterschiede in dieser Suche lassen sich feststellen. Der ungarische Schriftsteller György Konrád veränderte die Suche und behauptet, dass aufgrund der kulturellen Vielfalt würde man nicht nach der Seele suchen, sondern nach vielen Seelen. Hilft dieser Diskurs wirklich der Lebenswirklichkeit der Menschen, oder führt er sich langsam und gerade in Zeiten der Krise ad absurdum.
Weitere Veränderungen fallen bei der Konferenz 2014 Europa eine Seele geben auf. Im Mai sind Europawahlen und durch die Präsenz der Spitzenkandidaten gab es ein ungeheures mediales Interesse, jedoch nicht an den Themen der Konferenz, sondern viel wichtiger sind die Entwicklungen in der Ukraine und die Medienschaffenden auf der Suche nach Statements der europäischen Akteure.
Eine weitere Veränderung der Konferenz war, dass es kein offenes Plenum mehr gab und die Fragen an vorab auf einem Zettel eingereicht werden mussten. Dadurch entstanden keine lebhaften Diskussionen und es gab weniger Transparenz.
Diese Entwicklung ist kein gutes Zeichen für die Suche nach einer europäischen Seele.