Die Liebe der Philosophen

RENZENSION VON GERHARD HEKELE

Wenn man das Buch liest, stellt man doch mit Schmunzeln fest, wie Theorie und Praxis im Leben doch oft sehr weit auseinander liegen. Die großen Dichter und Denker sind, sobald sie in die freie Wildbahn des praktischen Zusammenlebens gerate, doch weit von ihren idealistischen Vorstellungen entfernt.

Man hat so ein Klischeebild, dass ein begnadeter Denker auch ein guter Lenker in der Gestaltung seiner Liebesbeziehungen sein müsste. Vergnügt stellt man fest, dass die großen Herren und Damen des Denkens in ihren Liebesbeziehungen, sich von uns Normalbürgern nicht groß unterscheiden.

Ich empfand es nach Beendigung des Buches eine Gnade in solch einer liberalen Gesellschaft zu leben, welche relativ frei ist von konventionellen, moralisch rigiden Einengungen.

Selbst Heidegger noch hatte Schwierigkeiten sich zu verloben, weil seine Auserwählte nicht die gleiche Religionszugehörigkeit hatte. Im Extremfall führten diese moralischen Konventionen, wie im Falle von Wittgenstein und Foucault zu solch starken seelischen Spannungen, dass der Suizid als einzige Ausflucht aus dieser Beengung erschien. Darüber hinaus muss man oft schmunzeln, wie manche Menschen es durch akrobatische Gedankenmanöver gelingt selbst kaum zu ertragenden Beziehungen in eine etwas gelassenere Erträglichkeit umzugestalten. So wird uns von Sokrates überliefert, dass seien Frau, die ihn doch sehr traktierte, er dennoch einen sehr humorigen Abstand dazu hatte. Er schreibt: „Weil ich sehe, dass Leute, die gute Reiter werden wollten, sich nicht die gutmütigsten Pferde, sondern die feurigsten nehmen.“ Er machte aus der Not eine Tugend und deutete für sich die Situation positiv um.

Das Buch gibt einen voyeuristischen Einblick, wo man staunt, wie Menschen in ihren Liebesbeziehungen seit jeher ringen, Schmerz, Lust und mit allen Färbungen des Liebeslebens intensiv in Kontakt kommen. Es war eine Freude, das Buch zu lesen, weil man zu seinen eigenen Dramen etwas mehr Abstand gewinnt und das Buch hat somit auch einen therapeutischen Effekt.