Die szenische Lesung gab tiefe Einblicke in das Leben und Innenleben der „großen Duse“ – Eleonora Duse (1858-1924). Es ist immer wieder faszinierend Einblicke in die Vielschichtigkeit menschlicher Psyche zu bekommen. Anlässlich ihres 100. Todestages widmete das Kleine Theater in Berlin-Friedenau einmalig eine szenische Lesung zu ihrem facettenreichen Wirken. Als Antipode zu Sarah Bernhardt faszinierte Eleonora Duse die Menschen ihrer Zeit damit, Emotionen auf der Bühne auszudrücken, während bei Sarah Bernhardt das exaltierende und extrovertierte, leicht ins hysterische abgleitende Element überwog.
Die Duse schaffte es durch ihre Authentizität und wahrhaftiges Spiel die Menschen tief zu berühren. An der Inszenierung war auch sehr gut gelungen, wie unter den drei Schauspielern die Textfragmente aufgeteilt wurden.
Barbara Felsenstein übernahm direkt autobiografisch dokumentiertes von Eleonora Duse selbst und berührte mit ihrem Spiel. Michaela Hanser und Boris Freytag lieferten Kommentare und den historischen Kontext, sodass sich insgesamt ein schön abgerundetes Bild ergab. Der intime Rahmen und die gelungene Darbietung schafften es, die Zuschauer zu berühren und an Eleonora Duses Leben und Wirken nachhaltig zu erinnern.